Alltägliche Impressionen aus Kathmandu

Kathmandu, die Hauptstadt Nepals hat viele Gesichter. Wenn man im Touristenviertel Thamel unterwegs ist, wird man selbstverständlich permanent von Händlern angesprochen und es gibt Gelegenheiten zum Shoppen und Einkehren, soweit das Auge reicht. Und die Preise sind den unsrigen dabei nicht unähnlich.
Wenn man aber durch die Gassen der Vororte schlendert, zeigt sich ein ganz anderes Kathmandu. Die Straßen sind nicht asphaltiert und sehr holprig, es gibt unendlich viele winzig kleine Lädchen, die Menschen sind freundlich und grüßen oft, sprechen uns aber sonst nicht an. Im Vergleich zu Städten in Indien ist es deutlich ruhiger (es wird längst nicht so viel gehupt!) und die Menschen sind entspannt und freundlich.

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Ein Beispiel: Da wir anfangs ja Nepal gar nicht ins Auge gefasst hatten, haben wir nur einen Ebook – Reiseführer. Damit ist es unterwegs schon etwas umständlich und so beschloss ich, in einem der vielen Buchläden einen kleinen Reiseführer zu kaufen. Die Buchläden hier bieten hauptsächlich gebrauchte Bücher an und so fand ich auch kleine Reiseführer in deutscher Sprache. Vorne war mit Bleistift eingetragen, was sie kosten sollten. Ich entschied mich für den Neusten von 2012, der 700 Rupien, also 5,50 Euro kosten sollte. Als ich an die Kasse kam, gab ich dem jungen Verkäufer einen 1000 Rupienschein. Er schaute mich freundlich an und wartete. Ich lächelte ihn auch an und wartete ebenfalls auf meine 300 Rupies und wunderte mich etwas. Da nahm der Mann mir nochmal das Buch aus der Hand, grinste, schlug es auf, strich die Zahl 700 durch und schrieb 500 hin. Dann nahm er meinen Geldschein, öffnete die Kasse und legte meinen 500er !! hinein. Die Nepalesen benutzen andere Ziffern als wir und so hatte ich einen 500er Schein anstatt eines 1000ers erwischt. Das war mir jetzt aber sehr peinlich, aber der Verkäufer wollte kein weiteres Geld haben und lachte nur. Ein älterer Verkäufer, der das Ganze beobachtet hatte, lachte auch und verabschiedete mich mit einem Kopfnicken. So geht es also auch….
Da wir knapp eine Woche in Kathmandu waren, haben wir die Stadt inzwischen gut erkundet. Am meisten erstaunt, waren wir über die unglaublich hohen Eintrittspreise für ältere Stadtviertel mit besonderen Tempel oder Stupas. Wir mussten pro Person zwischen 5 uns 12,50 Euro zahlen und dann kosteten etliche Tempel nochmal extra Eintritt. Das fanden wir doch ein bisschen Halsabschneiderei.
Heute haben wir uns noch etwas ganz besonderes angeschaut und zwar die Tempelanlage Pashupati. Im Haupttempel wird Shiva verehrt und der Temple ist den Hindus so wichtig, das sie aus weiter Entfernung dafür anreisen. So kann man auch einige Asketen und abenteuerlich aussehende Wanderheilige bewundern. Sie tragen lange Bärte, z.T. wilde Haartrachten und sind in safrangelbe Tücher gehüllt.

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Das Besondere ist aber, dass die Hindus hier ihre Toten verbrennen und ich war überrascht, wie öffentlich die ganze Zeremonie stattfindet. Und es waren mehr nepalesische „Zuschauer“ dort als ausländische Touristen, die vom gegenüberliegenden Flussufer alles beobachteten. Als wir ankamen wurde gerade eine Person, die in gelbe Tücher gehüllt war, am Flussufer abgelegt. Das Gesicht wurde aufgedeckt und wir konnten auch von der anderen Flussseite sehen, dass es ein Mädchen war. Es war eine riesige Menschengruppe drum herum, unter anderem ganz viele Jugendliche, die sicher aus der Schulklasse des Mädchens kamen. Alle Personen gingen in einer langen Schlange an dem Mädchen vorbei und legten Blumenkränze um ihren Kopf oder Blumen auf den eingehüllten Körper. Dann nahmen alle etwas Flusswasser und träufelten es über das Gesicht oder den Körper. Auch wenn die Hindus an die Reinkarnation glauben, diese Menschen hier waren alle sehr erschüttert. Die Eltern weinten laut, eine junge Frau brach zusammen und auch anderen sah man die Tränen an. Im Hintergrund wurden auf Tragen schon die nächsten Toten gebracht, die wohl auf diesen besonderen Verabschiedungsplatz warteten. Diese Trauergruppen waren nicht so groß, wie die des verstorbenen Mädchens. Dann wurde die Trage des Mädchens am Fluss entlang zu der Stelle gebracht, wo mehrere Verbrennungsplätze nebeneinander lagen. Es war schon Holz aufgeschichtet. Der Körper des Mädchens wurde im Tuch auf das Holz gelegt. Ein letztes Mal wurde das Gesicht enthüllt und die Eltern konnten sich nochmal verabschieden. Das Mädchen wurde mit Holz bedeckt und Stroh bedeckt und es war schließlich die Aufgabe des Vaters den Holzhaufen von unten von verschieden Seiten mit brennenden Scheiten zu entzünden! Dabei müsste der laut weinende Mann gestützt und geführt werden, er ist fast zusammengebrochen. Bei der eigentlichen Verbrennung blieben nur wenige Menschen, wohl die engeren Angehörigen, dabei, die anderen verließen das Gelände.

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Es war sehr bewegend, so nah am Übergang von Leben und Tod dabei zu sein. Obwohl es dort auch ein bisschen „wie am Fließband“ zuging und man praktisch jede Etappe des Rituals an den verschieden Verbrennungsstellen beobachten konnte, passierte alles langsam und würdevoll. Die eigentliche Verbrennung dauert auch relativ lange, so dass die Angehörigen Zeit zum Abschied haben. Und da überall Menschen standen und schauten und herumliefen, gehörten alle ein wenig mit dazu und waren nicht nur Beobachter. So habe ich es jedenfalls empfunden.

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