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2015 im Rückblick

Die WordPress.com-Statistik-Elfen haben einen Jahresbericht 2015 für dieses Blog erstellt.

Hier ist ein Auszug:

Ein New York City U-Bahnzug fasst 1.200 Menschen. Dieses Blog wurde in 2015 etwa 4.300 mal besucht. Um die gleiche Anzahl von Personen mit einem New York City U-Bahnzug zu befördern wären etwa 4 Fahrten nötig.

Klicke hier um den vollständigen Bericht zu sehen.

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Was, wie lange, wie viele und womit – unsere ganz persönliche Statistik

– 6 Monate Auszeit
– 173 Tage unterwegs gewesen
– davon 10 Tage getrennt verbracht
– 7 Länder bereist
– mit 6 Religionen beschäftigt
– gefühlte 2753 Tempel, Stupas, Schreine, Pagoden, Kirchen, Moscheen, Mandirs besichtigt

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– Blog:
– 51 Artikel geschrieben
– 1363 Besucher
– 7956 Aufrufe
– 120 Kommentare
– Leser aus 23 Ländern
– in 43 Unterkünften übernachtet
– 15x mit dem Flugzeug gereist
– 3x Zug gefahren
– 17 Langstreckenbusse, davon 4 Nachtbusse genutzt
– 7x Linienboot und Fähre gefahren
– 1 Tag Kajak gefahren
– Unzählige Taxi-, Tuk Tuk- und Sammeltaxifahrten gemacht
– 3x Motorradtaxi gefahren
– 6x Motorroller gemietet
– 3 Tage E-Bike gefahren

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– 5 Kurse belegt (Taichi-, Mahhout-,Koch-,Gesundheits- und Reisanbaukurs)
– 5x im Theater gewesen
– 1x ins Kino gegangen
– Unzählige Restaurant- und Cafebesuche
– Gefühlte 187 Fruchtshakes getrunken
– Jeder 2x beim Friseur gewesen

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– Arzt- bzw. Krankenhausbesuche:
– 2x Indien
– 1x Nepal
– 2x Indonesien
– 1x Thailand
– 1x Zahnarzt in Thailand
– 2 Schweige-Retreats mitgemacht
– 3 Yogakurse belegt
– 2 Fotoapparate verloren
– 1 Handyladekabel verloren
– 1 Tablet – Computer defekt
– 1 Elektrozahnbürste defekt
– 2 Gemälde liegen gelassen
– 3 T-Shirts, 3 Unterhosen und 2 Paar Schuhe weggeworfen
– 2 Pakete nach Hause geschickt
– 2 Tagesrucksäcke weggeworfen und 2 neue gekauft
– 2 Mückenabwehrgeräte verbraucht

Aber beim Reisen zählt ja die Qualität und nicht die Quantität. Dazu mehr, wenn wir uns wiedersehen.

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Welcome home

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Dieser Satz stand auf einem Luftballon, mit dem uns mein Bruder Götz mit seiner Frau Manuela am Frankfurter Flughafen in Empfang nahmen. „Kalt ist es in Deutschland“ war Gregors erste Reaktion. Beim Landeanflug war es auch noch gar nicht so grün, wie ich es erwartet hatte, der Frühling lässt also noch auf sich warten.

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Gregors Bruder Conny und seine Frau Sabine haben uns dann in Siegburg am Bahnhof abgeholt und nach Refrath gefahren. Dabei wurden wir direkt mit gekochtem Mittagsessen für den nächsten Tag und frischem Obst und Gemüse von Gregors Eltern versorgt. Es macht das Zurückkommen leichter, wenn man erwartet wird. Aber es gibt kein zurück, das Sabbathalbjahr geht zu Ende. Wir sind also wieder zu Hause in unserem Häuschen, sortieren Papiere, Kleinkram, waschen Wäsche, sichten die Fotos, schauen die Post durch und versuchen zu realisieren, dass wir tatsächlich wieder da sind. Ein halbes Jahr ist schon eine lange Zeit. Ich weiß keine Telefonnumern mehr, meine Kontonummer habe ich vergessen – also habe ich auf jeden Fall gut abgeschaltet.

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Für irgendein Fazit der Reise ist es noch viel zu früh, wenn es überhaupt eins gibt. Unser Hirn ist im Moment damit beschäftigt, die beiden Welten irgendwie zusammenzubringen. Mal schauen, wie es damit vorangeht.

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Was ist los in Laos?

Wir sitzen gerade in Vientiane, der Hauptstadt von Laos, in einem Cafe und versuchen bei 39 Grad im Schatten unsere Hirnzellen zu aktivieren, um etwas Interessantes für unseren Blog hinzubekommen.
Laos hat das Pech, am Ende unserer Reise zu liegen. Wir haben so viel gesehen, dass etwas schon irgendwie besonders sein muss, damit es uns noch begeistern kann. Und das fällt hier in Vientiane auf jeden Fall schwer.
Richtig begeistert hat uns allerdings nochmal ein Ausflug in die schöne Natur im Norden von Laos.
So sind wir mit Minivan und Boot in dem kleinen Ort Muang Ngoi Kao am Fluss Nam Ou gelandet. Er besteht aus Holzhäusern beidseits der einzigen Straße, einem platt getretenen Feldweg. Ansonsten gibt es etliche Gästehäuser, kleine Bungalows am Fluss und ein paar Restaurants. Obwohl der Tourismus längst die Haupteinnahmequelle des Ortes geworden ist, hat er noch viel Charme. Bis vor kurzem war er nur per Boot erreichbar, jetzt gibt es eine kleine Straße.

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In diesem Ort kann man eigentlich nur entspannen. Man kann sich im Boot fahren lassen, selber mit einem Kajak paddeln, wandern gehen oder einfach nur mit einem Fruchtshake in der Hand auf den Fluss gucken und dem Treiben der Menschen zuschauen. Die wunderschöne Karstfelsen – Landschaft tut ihr übriges.
Wir haben uns unter anderem für das Kajakfahren entschieden. In einem kleinen Büro des örtlichen Bürgermeisters konnten wir Kajaks mieten inklusive des Transportes flussaufwärts. Private Reiseveranstalter sind wohl verboten, weil die Einnahmen im Ort bleiben sollen oder vielleicht auch weil die eine Partei des Landes die Kontrolle behalten will.
Jedenfalls hat alles gut geklappt. Am nächsten Morgen standen wir mit Paddeln, Schwimmwesten, einem kleinen Lunchpaket und dem Boot am Ufer. Unser „Begleiter“ kam mit einem der üblichen langen Holzboote. Das Kajak wurde in der Mitte quer drauf gelegt und wir setzten uns davor und dahinter. Einige Frauen, die gerade vom Markt kamen, wollten bis zum nächsten Dorf mitgenommen werden und stiegen auch noch mit ein, so dass jeder freie Platz im Boot besetzt war. Dann ging es ca. 1,5 Stunden flussaufwärts. Die Frauen stiegen zwischendurch in ihrem Dorf aus und unser Bootsführer kaufte noch schnell eine Plastikflasche Sprit für die Weiterfahrt.
Dann setze er uns ab, das Kajak wurde zu Wasser gelassen, wir bekamen noch einen wasserdichten Sack für die Wertsachen und los ging es.

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Den ganzen Tag über blieb unser Begleiter völlig unauffällig in unsrer Nähe, falls wir Hilfe gebraucht hätten. Mal versuchte er es zwischendurch mit fischen, dann überholte er uns wieder, dann ließ er uns vorbei, während er ein Schwätzchen hielt. Es gab die ganze Zeit eigentlich keinerlei Probleme, denn der Fluss hatte momentan keine besondere Strömung und so paddelten wir in Ruhe vor uns hin. Ab und zu kam mal ein Boot vorbei, oder einzelne Männer waren am Fischen, aber ansonsten waren wir für uns. Am Ufer gab es immer wieder Herden von Wasserbüffeln zu sehen oder Schweine. Und wenn das Ufer ein bisschen sandiger wurde, haben wir es als Badestrand genutzt und sind schwimmen gegangen. Herrlich, was für eine Erfrischung!

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An ein paar Stellen lagen Felsen im Wasser oder es wuchsen Bäume auf winzigen Inseln. Daneben gab es immer ein bisschen Strömung und wir versuchten diese Stellen ein wenig für unseren Schwung auszunutzen. Allerdings haben wir die Beweglichkeit unseres Bootes einmal völlig falsch eingeschätzt oder wir waren einfach zu langsam. Jedenfalls haben wir an dieser unruhigeren Strömungsstelle das Boot quasi mit Wasser vollgeschaufelt. Alle inzwischen abgelegten Kleidungsstücke und Schuhe schwammen im Boot herum. Gut, dass wir nichts verloren haben.

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So kamen wir am Nachmittag wieder in unserem Dorf an.
An jedem Abend zur Zeit des Sonnenuntergangs war es besonders schön, in einem der kleinen Restaurants oberhalb des Flusses zu sitzen.

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Für viele Dorfbewohner scheint es normal zu sein, sich öffentlich im Fluss zu waschen.
So konnte ich z. B. einen Vater mit seinem kleinen Sohn beobachten. Beide, mit kleinen Körben mit Seife und Handtuch ausgestattet, wateten ins flache Wasser bis zu den ersten Booten. Der Vater hob den Jungen in ein Boot, wo dieser sich flink auszog. Dann hob ihn der Vater ins Wasser, wo beide vergnügt eine Runde planschten. Dann hob der Vater seinen Sohn wieder ins Boot und seifte ihn tüchtig ein. Dann ging es wieder ins Wasser. Während der Junge im Wasser herumsprang, wusch der Vater die Wäsche. Dann hob er seinen Sohn wieder ins Boot und trocknete ihn ab. Während sich nun der Vater wusch, spielte der Junge im Boot. Die ganze Zeit sprachen die beiden miteinander, bzw. der kleine Junge quasselte ohne Unterlass. Als er fertig war, nahm der saubere Vater seinen sauberen Sohn und trug ihn zum Ufer. Dann gingen sie nach Hause.
Bei den Frauen, die sich im Sarong, einem großen um den Körper gewickelten Tuch, waschen, stand die Körperpflege meistens am Ende des großen Wäschewaschens.
Mit der Dunkelheit wurde es allmählich auch am Fluss ruhig und alle gingen nach Hause.

Von Luang Prabang aus, der alten Königsstadt von Laos, haben wir einen besonderen Tagesausflug gemacht. Wir haben uns die Reisfarm der „Living Land Community“ angesehen. Auf dieser Farm arbeiten 7 Familien zusammen, was bei Reisbauern wohl sowieso üblich ist, damit man ein Feld als Ganzes zügig bearbeiten kann.

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Vor 5 Jahren kamen sie hier durch eine Anfrage von Touristen auf die Idee, Führungen zum Mitmachen auf ihrer Farm anzubieten und so eine zusätzliche Einnahme zu erwirtschaften. Ein ausländischer Spender unterstützte sie anfangs, nun steht das Projekt auf eigenen Beinen. Von der Auswahl der besten Reiskörner zur Aussaat bis hin zum Kochen können Touristen in 14 Schritten sehen und tatkräftig ausprobieren, wie aufwändig und komplex die Arbeit eines Reisbauern ist.

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Und nur wenige Arbeitsschritte sind inzwischen durch Maschinen ersetzbar geworden, das meiste ist weiterhin Handarbeit.
So war von uns voller Körpereinsatz gefragt, bis wir uns an den Tisch mit leckeren, nur aus Reis hergestellten Köstlichkeiten setzen konnten.

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PDR in Laos: Please don’t rush!

Wie im 19. Jahrhundert unter Frankreichs Kolonialherrschaft ist Laos heute Objekt seiner wirtschaftlich starken Nachbarn. Laos bildet in jeder Hinsicht das Schlusslicht aller ASEAN-Staaten Südostasiens. Das Land ist klein (237.000 Quadratkilometer) und schwach besiedelt (6,7 Millionen Einwohner). Seine Wirtschaftsleistung bewegt sich auf bescheidenem Niveau: das Bruttoinlandprodukt beträgt nur rund acht Milliarden US-Dollar (2012). Lange galt Laos als isolierter Binnenstaat mit einer volkswirtschaftlich schmalen Basis. Perspektiven des laotischen Entwicklungspotentials sind inzwischen revidiert worden: Holzressourcen, Rohstoffe (Kupfer, Bauxit, Gold) und Wasserkraft versprechen nun wirtschaftlichen Aufschwung. Als ergiebige Einnahmequelle nutzt Laos schon seit Jahren Energieexporte ins benachbarte Thailand. Weitere Staudämme sind in Planung und sollen die chronisch klammen Kassen der Regierung in Vientiane füllen. Wasserkraftprojekte wurden bislang an Mekong-Nebenflüssen gebaut. Neue Mega-Staudämme (so der Xayaburi-Damm südlich von Luang Prabang mit 1.280 Megawatt Leistung und 3,5 Milliarden US-Dollar Kosten) werden nun auf den Hauptstrom gesetzt und schaffen grenzüberschreitende Konflikte mit den Mekong-Unteranliegern Kambodscha und Vietnam (siehe eins unserer Fotos unten, wir sind an einem Staudammprojekt vorbeigefahren, welches von China Power gebaut wird). Phnom Penh und Hanoi befürchten ökologische Probleme in ihren Ländern (Störung des Sedimentflusses und der Fischmigration). Ebenfalls kritische Bewertungen erfährt Chinas zunehmender Einfluss in Laos. Mit insgesamt rund 5,2 Milliarden US-Dollar hat sich China seit 2013 als größter Investor in Laos positioniert. Wirtschaftliches Engagement konzentriert sich im Norden des Landes. Chinas Unternehmen pachten dort langfristig riesige Waldflächen: weiträumiger Abholzung folgen Kautschuk- und Bananen-Monokulturen. Im Goldenen Dreieck entstand zudem ein Spielkasino-Komplex, welches wir auf unserer Reise ebenfalls vom anderen Flussufer angeschaut haben. Inzwischen liegen auch zwei Bergbauprojekte (Kupfer, Gold) im Süden in chinesischer Hand. Zuwanderer aus China sorgen zudem für Spannungen mit der laotischen Bevölkerung. Für das arme Land ohne Meereszugang ist die Stromerzeugung eine lukrative Einnahmequelle, Laos möchte zur Batterie Südostasiens werden. 90 Prozent des Stroms, den das 1,2-Gigawatt-Kraftwerk Xayaburi generiert, sollen nach Thailand gehen. Die 29-jährige Konzession in Xayaburi bringt der laotischen Regierung 3,4 Milliarden Euro an Lizenzgebühren, Dividenden und Steuern ein. Die Vergangenheit zeigt allerdings, dass solche Gelder nicht die breite Bevölkerung erreichen, sondern oft in den Taschen der politischen und wirtschaftlichen Elite verschwinden.
Die „PDR Laos“ (People’s Democratic Republic) wird unter Laos-Experten gerne zur „Please don’t rush“-Gesellschaft umbenannt. In Laos ticken die Uhren eben anders, was im übrigen auch im Lieblingsslogan der Laoten deutlich wird: „Bo pen njang – das macht nichts – wenn nicht heute, dann eben morgen!“ Zeit hat jeder Laote und Harmonie, ausgedrückt in Sanftmut und Lächeln, ist oberster Grundsatz des laotischen Beziehungsgeflechtes und Alltagslebens. Nur im Zustand der Konfliktlosigkeit kann man Verdienste für die künftigen Wiedergeburten sammeln. Das Grundprinzip des Verhaltens, besonders der buddhistischen Laoten, ist „Het Bun – dai Bun – Tue Gutes und dir wird Gutes widerfahren“. Daraus rühren allerdings auch Verhaltensmuster, die auf interkulturelles Missverstehen stoßen können. Die laotische Gesellschaft ist eine inhomogene Gesellschaft, geprägt von archaischem Brauchtum und einem extrem lokal beeinflussten Buddhismus.
Dem oberflächlichen Betrachter erscheint Laos als ein durch und durch buddhistisches Land. Von 1353 bis 1975 war der Buddhismus zwar Staatsreligion und mehr als 90% der Lao Loum bezeichnen sich auch als Buddhisten. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch der massive Einfluss von Ahnenkult, Animismus und vor allem Geisterglaube auf, so dass man von einer extrem spezifischen Ausprägung des laotischen Buddhismus sprechen sollte. Der laotische Buddhismus ist durch und durch von dem Glauben an Geister (Phi) durchdrungen. Durch wohlwollendes Verhalten können die Laoten ihre Beziehung im täglichen Leben zu den einzelnen Geistern regeln. Laotische Geister mischen sich aktiv in das Alltagsleben der Laoten ein. Der Buddhismus vermittelt moralische und zivilisatorische Werte, an denen sich die laotische Gesellschaft orientiert. Man spricht derzeit von einer Renaissance des Buddhismus in Laos, wobei sich das allerdings weniger im geistig-moralischen Bereich, als vielmehr am Wohlstand der Pagoden dokumentiert. Fast jeder Laote tritt im Laufe seines Lebens ins Kloster ein – oft auch nur für ein paar Tage. Was andere Religionen angeht, herrscht jedoch nur bedingt Religionsfreiheit. Vereinzelt gibt es Übergriffe auf Andersgläubige, vor allem 2010 stieg die Zahl der religiös motivierten Attacken.
Nichtregierungsorganisationen in Laos haben es schwer: Um in dem Einparteienstaat arbeiten zu können, müssen sie sich strikt an die Spielregeln der Regierung halten. Und die werden immer schärfer, klagen Betroffene. Was an Engagement erwünscht und möglich ist und was nicht gern gesehen wird, das bestimmt allein die Regierung in dem sozialistisch geführten Einparteienstaat. Und wer sich nicht daran hält, der muss mit Folgen rechnen.

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Überraschungen am Ayeyarwady

„Warum wollen Sie denn unbedingt nach Asien, warum fahren Sie nicht -mmh – z.B. nach Bad Wörishofen?“ Das fragte mich etwas ironisch unser Betriebsarzt im Krankenhaus, als ich wegen verschiedener Impfungen vor der Reise bei ihm war. Diese Frage kam mir jetzt auf unserer Fahrt durch Myanmar wieder in den Sinn, denn nach ein paar Wochen Thailand wird man hier in Windeseile ein paar Jahrzehnte zurückversetzt. Dazu gehört z.B., dass es kaum touristische Infrastruktur gibt. Es gibt wenige Informationen, wie z. B. Beschilderungen in lateinischen Buchstaben oder Lokale mit einer für uns lesbaren Speisekarte. Auch ist vielen Angestellten nicht klar, dass es gut wäre, mit den Gästen auch zu sprechen, oder dass man von sich aus mal einen Tisch abwischt. Und wenn man mal eine Speisekarte lesen kann, sieht sie manchmal gar nicht schlecht aus, aber bei den meisten Bestellungen heißt es dann einfach „no have“.
So fühlten wir uns hier an vielen Stellen an Indien erinnert. In Mandalay, einer Stadt im Norden, oder auch in Yangon, der ehemaligen Hauptstadt, ist es voll, laut und wuselig und jedes Plätzchen am Straßenrand ist von einem Verkäufer belegt.

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Bei einer Zugfahrt mit dem „circle train“, mit dem man eine 3 stündige Runde durch Yangon dreht, bekommt man viele Einblicke in Hinterhöfe und von der Straße nicht einsehbare Ecken. Man kann sich gar nicht vorstellen, auf wie kleinem und dreckigem Raum manche Menschen leben müssen. Die Wäsche wurde zum Teil auf den Schienen getrocknet und die Menschen wuschen sich an Wasserstellen, in denen ich das Wasser niemals berühren würde.

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Es gibt sehr viel sichtbare Armut und viele Menschen kompensieren ihre Lage mit Rauschmitteln. So kauen sehr viele den ganzen Tag auf einer Betelnussmischung herum, die ihre sowieso schon schlechten Zähne rot färbt. Und die rote Spucke landet dann ständig geräuschvoll auf der Straße. Das fand ich eklig, ist aber hier üblich.
Darum klingt es durchaus sinnvoll, dass jeder Student, der einen Englischkurs belegt, auch einen Kurs in „Etiquette und manners“ absolvieren muss. Vielleicht hilft das etwas.

IMG_20150301_100043 IMG_20150302_124724Drogencocktail in Handarbeit
Sehr ernüchternd war eine Erfahrung mit einem Hotel in Yangon. In Myanmar sind Hotels unglaublich teuer und man fragt sich, wofür eigentlich. Nicht nur, dass unser Zimmer offensichtlich ungeputzt und der Kühlschrank völlig verschimmelt war, am Abend hatten wir überall kleine Köttel liegen und ein Rest eines Kuchenstückchens war völlig zerknabbert… Warmes Wasser gab es nicht, was bei der Hitze auch nicht schlimm war, das Licht im Bad ging nur ab und zu, die Nachttischlampe hatte keine Birne und der Balkon war verdreckt und unbenutzbar und die daneben liegende Wohnung völlig verfallen. Wir hatten noch ein gutes Zimmer, denn es hatte ein Fenster, was nicht selbstverständlich ist. Das muss man auch extra bezahlen! Draußen an der Straße macht das Hotel damit Werbung, dass ein Zimmer nur 39$ kostet. Ein echtes Schnäppchen! Myanmar hat in diesem Bereich das schlechteste Preis – Leistungsverhältnis in ganz Südostasien. Das können wir nur bestätigen.
Sehr erfreulich waren dafür mal wieder die Begegnungen mit einzelnen Menschen. Leider wird hier noch weniger englisch gesprochen als in anderen Ländern, trotzdem haben sich viele Personen große Mühe gegeben, dass wir z. B. im richtigen Bus landen, denn auch die Zahlen werden anders geschrieben. Einmal liefen eine Nonne und ein Mädchen mit uns quer über eine Kreuzung, um mit uns den richtigen Bus zu suchen. Die Nonne stieg dann auch noch mit ein und fuhr eine Haltestelle mit, um für uns zu bezahlen und zu regeln, dass man uns zeigt, wo wir aussteigen müssen. Auf dem Rückweg standen gleich drei Männer mit an der Straße, um den richtigen Bus an dieser etwas abgelegenen Straße für uns zu stoppen.

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Hier im ländlichen Bagan haben wir auch einige nette Begegnungen gehabt. Die Frau am E-Bike Stand z.B., bei der wir heute zum dritten mal E-Bikes gebucht hatten, meinte morgens, als ich die Räder absagte, weil es Gregor nicht gut ging, sie würde für ihn zu Buddha beten. Und das war wirklich aufrichtig gemeint!
Außerdem hatten wir ein nettes Gespräch mit der Besitzerin eines der wenigen vegetarischen Restaurants. Sie erzählte von den mühsamen Anfängen ihres Lokales und das es jetzt seit der Demokratisierung doch einfacher sei, sich selbständig zu machen. In einem anderen kleinen Lokal bekamen wir ständig leckere Kleinigkeiten zum Probieren, die wir gar nicht bestellt hatten. Als wir dann der Besitzerin ein großzügigeres Trinkgeld gaben, war sie ganz gerührt. Das wäre alles für ihre sieben Töchter, damit sie eine gute Schulausbildung bekämen.

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Reisen im „Goldenen Land“

Nach relativ langem Aufenthalt in Thailand haben wir uns nun gestärkt und entspannt in ein weiteres Land Südostasiens aufgemacht, nach Myanmar. Wahrscheinlich gehört dieses Land zu denen in der Welt, welche zumindest in Europa keinerlei Assoziationen hervorrufen und zu dem einem einfach nichts einfällt. Wahrscheinlich können auch die wenigsten das Land auf der Weltkarte lokalisieren, selbst dann nicht, wenn man weiß, dass es sich um das frühere Birma (engl. Burma) handelt.
Wir selber haben auch vorher nicht viel mehr gewusst, aber gerade die Unbekanntheit des Landes kann ja den Reiz ausmachen oder erhöhen.
Generell fühle ich mich eher abgestoßen von Texten, die nur Klischees bedienen oder unreflektiert Stereotypen wiedergeben, aber ausnahmsweise muss ich auch einmal eins benutzen. Ein Reiseklischee besagt, dass in den touristisch wenig erschlossenen Ländern und Regionen dieser Welt die Menschen noch „natürlicher“ bzw. gastfreundlicher sind. Dieses Vorurteil haben wir hier tatsächlich bestätigt bekommen in einigen Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung. Mag die Infrastruktur und der technische Standard bei den Hotels, Restaurants, Bussen usw. noch sehr unterentwickelt sein, dies wird wieder ausgeglichen durch die Hilfsbereitschaft und Freigiebigkeit der Menschen in Myanmar. Eine buddhistische Nonne, die wir nach der richtigen Buslinie gefragt hatten, hat uns sofort zum Bus gebracht, ist ein Stück mit uns gefahren und hat gleich noch die Tickets für uns bezahlt. Oder ein anderes Beispiel: ein Taxifahrer hat uns einfach kostenlos mitgenommen, weil er offensichtlich nicht mehr im Dienst war oder schon genug eingenommen hatte. So ist dieses Land einerseits schwierig zu bereisen, da wenig auf Englisch übersetzt ist (Straßenschilder, Speisekarten usw.), andererseits sind die Menschen sehr hilfsbereit und freundlich.
Myanmar war einmal das fortschrittlichste und reichste Land Südostasiens, von 1962 an jedoch war es eine Militärdiktatur, durch die es von der Welt nahezu abgeschlossen war. Als Reaktion auf die brutale Militärherrschaft wurde das Land international geächtet, isoliert, mit Handelsembargos bestraft und stand fast völlig alleine da. Diese Historie ist sehr wichtig, um die neuen Entwicklungen in Myanmar richtig einzuordnen.
Erst seit fünf Jahren erlebt Myanmar einen Demokratisierungsprozess und öffnet sich für den Tourismus. 2010 fanden die ersten freien Wahlen in Myanmar statt und mit der Einführung der Demokratie hat sich das Land auch noch mehr dem Massentourismus geöffnet. Die burmesische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hatte bis dato die Weltöffentlichkeit aufgerufen das Land solange nicht zu besuchen, bis es demokratischen Wahlen gibt.
Während unseres Aufenthaltes wurden wir jedoch gleich mehrfach mit den Schwierigkeiten des demokratischen Übergangs konfrontiert. So brachen just zu unserer Einreise kriegerische Auseinandersetzungen im Norden des Landes aus. Im Shan-Staat im Nordosten Myanmars ging das Militär massiv gegen vermutete Verstecke und Stellungen von bewaffneten Rebellen aus den Reihen der dort ansässigen chinesischen Volksgruppe vor. Diese sogenannten Kokang-Rebellen hatten am 9. Februar einen Überraschungsangriff auf Regierungstruppen in Laogai durchgeführt, bei dem mindestens 50 Soldaten getötet worden sein sollen. Infolge der Gegenschläge der Armee am Boden und aus der Luft sind über 100.000 Bewohner über die Grenze in die chinesische Provinz Yunnan geflohen.
Eine andere Konfliktlinie ist im Bildungsbereich erwachsen. Mehrere Hundert Studenten haben am Dienstag dieser Woche in der ehemaligen Hauptstadt Yangon versucht gegen die Regierung zu demonstrieren, aber die Polizei hat ihren friedlichen Marsch in die Innenstadt verhindert. Die Studenten demonstrieren für eine Modernisierung des Lehrprogramms, Änderungen der Universitätszulassung und unabhängige Studentenverbände. Nach dem Verbot eines Protestmarsches haben Mönche und Studenten nach eigenen Angaben einen Hungerstreik begonnen. Studenten rufen ihre Parolen: Die Regierung hat versprochen, auf einige Forderungen einzugehen, aber das Parlament hat noch nicht zugestimmt.
Weder in Yangon, Mandalay oder Bagan haben wir jedoch etwas von dieser aufgeheizten Stimmung und den Gewalttätigkeiten mitbekommen, Informationen darüber haben wir ausschließlich über ausländische Medien aus dem Internet erhalten.
Zur Zeit befinden wir uns in Bagan, der vielleicht größten Touristenattraktion des Landes. Bagan ist eine historische Königsstadt in Myanmar mit über zweitausend erhaltenen Sakralgebäuden aus Ziegelstein. Der von Tempeln bestandene Bereich erstreckt sich über ca. 36 km² in einer versteppten Landschaft und bildet eine der größten archäologischen Stätten Südostasiens. Nachdem wir bereits Angkor Wat in Kambodscha und Borobudur in Indonesien besucht haben, wollte ich auf jeden Fall während unserer Reise auch diese architektonische Meisterleistung in Südostasien besichtigen. Die alte Königsstadt liegt in einer Trockenzone mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von durchschnittlich weniger als 1000 mm. Tattadesa, „verdorrtes Land“, wurde das Gebiet in alter Zeit genannt. Schuld an der Trockenheit sind die bis zu 3000 m hohen Gipfel des Rakhine Yoma im Westen Birmas, da sie die schweren Regenwolken des Monsuns abhalten.
Unter den aufgelisteten 2230 architektonischen Bauwerken sind 911 Tempel (pahto), 524 Stupas (zedi), 415 Klosteranlagen (kyaung) und 31 andere Gebäude wie Schreine, Bibliotheken (pitakataik) und Ordinationshallen (thein). Der Rest besteht nur noch aus Ziegelsteinhaufen. Seit geraumer Zeit werden jedoch immer mehr davon rekonstruiert – selten jedoch wirklich originalgetreu –, so dass irgendwann wohl alle wiedererstanden sein werden. Fast alle nicht-religiösen Gebäude wie Königspalast und Wohnhäuser existieren nicht mehr, da sie aus Holz oder Bambus errichtet wurden.
Für wenig Geld kann man sich in Bagan ein E-Bike bzw. einen Elektro-Roller ausleiehen, mit dem man das riesige Areal bequem und lautlos erkunden kann. Der Ort Bagan ist vergleichsweise winzig, aber es inzwischen auch einige vegetarische Restaurants, so dass wir kulinarisch auch bestens versorgt sind.
Der Spitzname von Myanmar ist eigentlich „das goldene Land“ – doch davon ist bis auf die zahlreichen wunderschönen Pagoden nicht mehr viel übrig. Mandalay und Rangon gehören mit zu den hässlichsten Städten, die wir auf unserer Reise erlebt haben. In diesem Sinne kann ich die Machthaber verstehen, dass sie eine komplett neue Hauptstadt geschaffen haben, weil die alte Hauptstadt Yangon so verfallen ist.  Diese neue Retorten-Hauptstadt Birmas heißt übrigens Naypyitaw und existiert seit 2005.

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Cooking class in Chiang Mai

In Chiang Mai kann man nicht nur Tai Chi lernen oder sich Gedanken über einen gesunden und ausbalancierten Lebensstil machen. Sondern man kann z. B. an einem Kochkurs teilnehmen und Rezepte der köstlichen, thailändischen Küche erlernen. Und genau das haben Gregor und ich in einem kleinen vegetarischen Restaurant gemacht. Da die Räumlichkeiten begrenzt waren, war der Kurs mit 2 Personen ausgebucht – also Gregor und ich!

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Wir hatten in dem Restaurant mit dem schönen Namen „Taste from heaven “ schon zweimal zu Abend gegessen und so fiel es nicht schwer, fünf Gerichte auszuwählen, die wir gerne kochen wollten. Zuallererst wollten wir natürlich eine Currypaste selber herstellen, außerdem wählten wir das thailändische Nudelgericht schlechthin „Pad Thai“, zwei verschiedene Currygerichte, einen Salat und die Suppe „Tom Yum“, die nach Wunsch diesmal in einer Kokosnuss serviert wurde.
Der nette thailändische Koch hatte alles ganz wunderbar vorbereitet und hat uns viel über die Gewürze und einzelne Zutaten erzählt und erklärt.

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Dann sind wir die Gerichte einzeln durchgegangen, haben alles geschnibbelt und ein Gericht nach dem anderen gekocht. Besonders spannend war das Öffnen der großen Kokosnuss mit dem Machete. Man muss sich schon trauen, richtig zuzuschlagen und dabei noch auf die eigenen Finger aufpassen. Am Schluss haben wir unser komplettes Menü natürlich verspeist. Es war sehr köstlich.

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Auch sonst haben wir schon lecker gegessen und meistens sieht es auch richtig schön aus. Das Auge ist ja schließlich mit!

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Für alle Fleischesser haben wir auch ein paar interessante Beobachtungen gemacht. Wem`s schmeckt, bitteschön!

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Training für ein langes Leben in Chiang Mai

Inzwischen leben wir schon seit einigen Wochen im Norden Thailands und wir sind wahrlich nicht die einzigen Ausländer hier. Tatsächlich ist gerade die Stadt Chiang Mai ein sehr beliebter Ort bei vielen Expats, ausländischen Senioren und Travellern. Der Grund ist leicht nachvollziehbar: das Klima ist immer warm und milder als im Süden, zudem ist die Stadt nicht so groß, hektisch und busy wie Bangkok. Vor einigen Jahren war die Stadt noch der Ausgangspunkt für Trekkingfans, die sich in den Bergen mit Drogen vollpumpten, aber dieser Trend hat stark nachgelassen.
Heute kommen Touristen eher um gut und billig zu leben: es gib super preisgünstige Unterkünfte, hervorragende Restaurants und die Menschen sind noch stark von der sog. Lanna-Kultur geprägt, die alles sehr entspannt und tolerant wirken lässt.
Nicht zuletzt kann man in der Stadt aber auch einiges lernen, es gibt unzählige Angebote an Kursen: Yoga, Reiki, Massage oder eben auch Tai Chi, eine asiatische Form von Meditation in Bewegung. Ich hatte ja bereits im Waldkloster Suan Mokk während des Retreats meine ersten Erfahrungen damit machen können und es hat mir so gut gefallen, dass ich unbedingt noch mehr lernen wollte.
Das Schicksal hat es so gewollt, dass wir auch hier unsere interreligiösen Studien fortsetzten konnten, denn der Kurs beinhaltete nicht nur Praxis sondern auch jede Menge Theorie. Letztere kreiste zum großen Teil um asiatische Philosophie und den Taoismus, denn Tai Chi hat seine Wurzeln in dieser alten chinesischen Lebensphilosophie, die u.a. im Tao Te King von Laotse niedergeschrieben wurde.
Im Anschluss an den Tai Chi Kurs haben wir uns entschlossen noch einen Gesundheitskurs zu belegen, der auch Tai Chi Elemente enthielt, aber zum großen Teil die Traditionelle chinesische Medizin (TCM) zum Inhalt hatte, die ebenfalls stark durch die Ideen des Taoismus geprägt ist.
Auf diese Weise haben wir viele interessante Dinge über gesunde Ernährung, Entspannung des Körpers, Beruhigung des Geistes, Meditation und asiatische Lebenskunst erfahren, die uns sicher noch einige Zeit beschäftigen werden.
U.a. hatten wir auch die Gelegenheit zu einer Exkursion, bei der wir eine chinesische Apotheke besucht haben, in der ein TCM Arzt praktizierte. Ein TCM Arzt hat uns auch während des Kurses besucht und eine persönliche Diagnose erstellt sowie Ernährungstipps gegeben. Einige Schüler haben sich auch einer Akkupunktur Therapie unterzogen, traditionelle thailändische Massagen erhalten usw.
Für uns ist die Zeit in Chiang Mai hier eine wichtige Phase gewesen, in der wir unsere Batterien mal wieder aufladen konnten, damit wir wieder Energie für die noch ausstehenden Reisen nach Myanmar und Laos haben. Und Energie ist ein gutes Stichwort, denn beim Tai Chi haben wir viel über Energiemanagement gelernt. Die Lebensenergie nennen die Chinesen „Qi“ und die Kunst besteht darin diese gezielt in bestimmte Körperteile zu leiten, den Körper zu entspannen und den Geist zu beruhigen. In diesem Sinne kann Tai Chi auch ein guter Beitrag sein zur Gesundheitserhaltung und Förderung der Fitness. In der taoistischen Tradition bezeichnet das Tai Chí vor allem die Einheit der komplementären Polaritäten (sich ergänzenden Gegensätze) Yin und Yáng. Yin bezeichnete ursprünglich die im Schatten liegende Seite eines Hügels, Yáng die der Sonne zugewandte, helle Seite, was sich in den traditionellen Schriftzeichen zeigt. Yin und Yáng vereinigen sich am Gipfel, eben am Tai chi. Damit drückt das Tai Chí aus, dass alle Dinge in der Welt der Erscheinungen letztendlich in Harmonie stehen und dass auch scheinbare Gegensätze (z.B. Licht und Schatten) aus demselben Urgrund hervorgehen. Nach taoistischer Lehre ist das Tai Chí aus dem Wú chi dem Nicht-Sein, der Leere, entstanden. Aus dem Tai chi hingegen geht die gesamte Welt der Erscheinungen hervor. Zum Taoismus gehören aber auch die kosmologischen Vorstellungen von Himmel und Erde, die Fünf Wandlungsphasen, die Lehre vom Qi (Energie), das I Ging (Orakel), sowie die Tradition der Körper- und Geisteskultivierung, mittels deren mit Atemkontrolle und anderen Techniken wie Tai Chi Chuan und Qigong, Meditation, Visualisation und Imagination, Alchemie und magischen Techniken Unsterblichkeit erreicht werden sollte. Die Suche nach Unsterblichkeit ist ein zentrales Thema des Taoismus und heute nutzt man viele Erkenntnisse der alten Weisen zur Erlangung zumindest eines langen, gesunden Lebens.

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Im Elefantencamp

Zum ersten Mal in unserem Sabbat-Halbjahr haben Gregor und ich ein unterschiedliches Programm gehabt. Gregor nimmt an einem Tai Chi Kurs in Chiang Mai teil, der noch bis Dienstag läuft.
Ich komme gerade aus einem Elefantencamp, ca. 60 km südwestlich von Chiang Mai, wo ich eine Woche lang einen sogenannten Mahout – Kurs mitgemacht habe. Und ich kann wirklich sagen, es war eine tolle Erfahrung und ein erhabenes Gefühl, diese majestätischen Tiere reiten zu dürfen.

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Es gibt hier in Thailand jede Menge Elefantencamps, die zum Teil nach sehr fragwürdigen Ansätzen arbeiten. In Thailand, und sicher auch in anderen asiatischen Ländern, stellt sich das Problem, dass es für die Elefanten und ihre Mahouts – das sind die Betreuer, aber nicht zwangsläufig auch die Besitzer – kaum eine andere Arbeits-und damit Überlebensmöglichkeit gibt, als im Tourismus zu arbeiten. Und wenn dann der Profitgedanke im Vordergrund steht, kann man sich vorstellen, wie das Leben der Elefanten aussieht. Sie tragen den ganzen Tag Touristen in Holzsitzen durch die Gegend, stehen teilweise stundenlang an der Straße und warten auf die nächsten Touristen ohne etwas zu fressen zu bekommen oder ihnen werden auf nicht sehr tierfreundliche Weise zweifelhafte Kunststücke wie Fußballspielen beigebracht, damit die Touristen begeistert sind.
Das Camp, in dem ich die Woche verbracht habe, hat einen anderen Ansatz. Auch hier wird mit den Touristen Geld verdient, aber im Mittelpunkt steht den Bestand der Elefanten und das Leben der Mahouts zu sichern.

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Deshalb gibt es z. B. nur Touristen, die mindestens zwei Tage dort sind, jeder Elefant muss nur jeden zweiten Tag „arbeiten“, dazwischen hat er einen Ruhetag, es gibt hauptsächlich Elefantengras und Heu zu fressen und nur ab und zu mal Bananen und auf Zuckerrohr wird ganz verzichtet. Die Mahouts, die fast alle noch sehr jung sind, werden gut ausgebildet, angemessen bezahlt und wenn sie weitere schulische Pläne haben, auch unterstützt.
Wen das Projekt interessiert, der kann sich ja mal auf der Website von http://www.elephant-special-tours.de umschauen. Der Gründer ist übrigens der deutsche Tierpfleger Bodo Förster, der mit dem Camp selbst und der ganzen Logistik drumherum zu einem der größten Arbeitgeber in dieser ländlichen Bergregion geworden ist. Da die Angebote auch in Deutschland vermarktet werden, sind die Teilnehmer der verschiedenen Angebote hauptsächlich deutschsprachige Personen, Familien sind dabei und alle Altersgruppen sind vertreten.
In unserem super netten Kurs waren wir zu viert, eine Schweizerin, ein Pärchen aus Wolfsburg und ich. Durch die kleine Gruppe haben wir von Didi, unserem österreichischen Elefantenexperten sehr viel gelernt. Nach einer ersten Einführung bekam jeder einen Elefanten zugeteilt und sollte mit ihm oder ihr erst mal Kontakt aufnehmen, d.h. nahe ran gehen, berühren und mit ihm reden.

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Meine Elefantendame Mae Boontong ist eine erfahrene, ruhige 60 jährige Dame, die als junges Tier schlimme Zeiten in der Waldarbeit hinter sich hat und nun hier ihren ruhigeren Lebensabend verbringen darf. Schon an dem Alter kann man übrigens sehen, dass es den Elefanten hier gut geht, sonst würden sie gar nicht so alt.
Nachdem ich also der für mich riesigen Elefantendame ein bisschen von unsrer Reise erzählt hatte – alles übrigens immer nur im Beisein ihres Mahout, denn man darf nie vergessen, dass es sich eigentlich um ein wildes Tier handelt – setzten wir vier uns auf den Boden und die Elefanten machten einen engen Kreis um uns und beschnüffelten uns erst mal ausgiebig. Ab dem nächsten Tag sollten wir auch auf Deo oder Parfum verzichten, damit der Elefant uns am Geruch erkennen konnte.

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Danach ging es an die erste größere Herausforderung: Aufsteigen. Der Elefant beugt seinen Kopf, wir ergriffen ein um den Elefantenkörper geschlungenes Seil und versuchten einen Bocksprung über den Kopf zu machen. Wenn das nicht so klappte, wie bei mir – der Kopf war zu riesig – wurde ich von hinten geschoben und ich habe mich nach vorne gezogen. Dann richtete Mae Boontong sich auf und ich musste mich wie beim Voltigieren vom Rückwärtssitz drehen, sodass ich noch vorne gerichtet saß. Dann mussten wir so weit nach vorne rutschen, dass wir die Knie angewinkelt auf den Ohren der Elefanten ablegen konnten. Mit einer Hand hielten wir uns nach hinten an dem Seil fest, die andere hielt den Haken, mit dem man den Elefanten lenken oder mal zurechtweisen muss, wenn er gar nicht macht, was er soll. Aber da der Mahout immer in der Nähe war, war das selten notwendig. Außerdem brauchte ich die zweite Hand auch um mich bei steilen Berganstiegen am Elefantenkopf festzuhalten.

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Wenn man oben auf einem Elefanten thront, ist das schon ein erhabenes Gefühl. Egal über welchen Untergrund, der Elefanten geht immer leise und leichtfüßig. Wenn ich dachte: „Auweia, es geht so steil den sandigen Abhang zum Fluss hinunter, der Elefant muss da doch rutschen!“, dann rutschten vielleicht die Mahouts in ihren Badelatschen, aber nicht die Elefanten.

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Am Wegesrand wuchsen natürlich viele Pflanzen, die die Elefanten, die ca. 150 – 200 kg pro Tag fressen, sehr interessierten. Auf junge Bambuspflanzen waren sie ganz scharf. Zur Not wurde im Vorbeigehen auch mal ein halber Busch ausgerissen, mitgeschleppt und nach und nach gefressen. Bei diesen Aktionen mussten wir uns ordentlich festhalten, denn wenn der Rüssel kräftig an etwas reißt, kommen ein paar Tonnen in Bewegung. Besonders wenn die Elefanten unbedingt über Kopf fressen wollten, dachte ich immer, ich fliege gleich runter. Das ist aber nicht vorgekommen. Genauso ging es mir auch immer dann, wenn der Elefant einen herrlich rauhen Kratzbaum gefunden hatte und sich hin und her schubbelte. Einmal musste mein Mahout eingreifen, sonst hätte Sie mich vielleicht „runtergekratzt „.
Maximal sind wir knapp zwei Stunden am Stück geritten, dann wusste der Po auch nicht mehr, wo es nicht weh tut. Meine Knie haben mir glücklicherweise keine Probleme gemacht.
Ein weiteres Highlight war, mit den Elefanten durch den Fluss zu einer Badestelle zu reiten. Da gerade Trockenzeit ist, wurden die Elefanten teilweise eher abgespritzt, als dass sie baden konnten. Einmal sind wir aber zu einer tieferen Stelle geritten, wo die Elefanten sich seitlich ins Wasser legen konnten. Nicht jeder Elefant badet wirklich gerne und so konnte ich einigermaßen ruhig sitzen bleiben, weil meine Elefantendame sich nicht mit dem Kopf ins Wasser legen wollte. Thorsten, der einzige Mann unsrer Gruppe, musste ein unfreiwilliges Bad nehmen, da sich sein Elefant komplett zur Seite fallen ließ.

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Michaela, seine Frau hatte auch einiges auszuhalten. Sie hatte den jüngsten und noch sehr ungestümen Elefanten zu reiten. Zu dessen Vorlieben gehörte es, sich selbst und damit auch die Reiterin mit dreckigem Pfützenwasser zu bespritzen oder, da er noch etwas kleiner war, sich heftig an Wänden aus Sand oder Bäumen zu kratzen, so dass Michaela fast runterflog. Bei einem sehr steilen Abstieg bekam Jaja, so hieß der Elefant, es dann selbst mit der Angst zu tun und lief im Abstieg unruhig hin und her und dann zurück. Der Mahout hat die Situation etwas unterschätzt und letztendlich musste Michaela auf Zuruf unseres Leiters Didi abspringen, da der Elefant nicht mehr zu halten war. Das hat uns nochmal mehr Respekt vor den Tieren und der Arbeit der Mahouts gelehrt. Nach einigen Minuten mit dem Mahout auf dem Rücken und auf ebener Strecke durfte Michaela wieder aufsteigen. Respekt, sie hat das super hinbekommen! Alles in allem war es eine tolle Woche. Zum einen war es für mich mal etwas ganz anderes, zum anderen sind Elefanten einfach großartige, würdevolle Tiere. Solltet Ihr mal in Thailand sein und habt ein bißchen Geld übrig, kann ich Euch dieses Elefantencamp nur empfehlen!

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Die Killing fields in Kambodscha

In meinem Beitrag über den Tourismus in Kambodscha habe ich versäumt über eine besondere „Attraktion“ zu berichten, die sog. Killing fields.
Wir haben uns darauf mit dem gleichnamigen Film eingestimmt, der 1984 produziert wurde und für den der Schausspieler Haing S Ngor mit dem Oscar für die Rolle des Übersetzers Dith Pran ausgezeichnet wurde. Und wo könnte man dieses Meisterwerk von Josef Joffé besser anschauen als in Phnom Penh selbst, hier kann man den Film täglich im Flicks Community Movie House sehen.
Die Killing Fields sind eine Reihe von etwas mehr als dreihundert Stätten in Kambodscha, an denen bei politisch motivierten Massenmorden Schätzungen nach mindestens 200.000 Menschen durch die kommunistischen bzw. maoistischen Roten Khmer umgebracht wurden. Der Massenmord der Roten Khmer an der eigenen Bevölkerung wurde von 1975 bis 1979 begangen. Die Roten Khmer wollten die Gesellschaft mit Gewalt in einen Agrarkommunismus überführen. Dieser Prozess umfasste auch die fast vollständige Vertreibung der Bevölkerung der Hauptstadt Phnom Penh und mündete in einem Massenmord an der kambodschanischen Bevölkerung, der weltweite Bekanntheit erlangte. Die Gesamtzahl der Opfer der Roten Khmer dürfte sich im Bereich von ein bis zwei Millionen Menschen bewegen. Die bekannteste Stätte der Killing Fields befindet sich in Choeung Ek, in der Nähe von Phnom Penh, auf der bis zu 17.000 Menschen umgebracht wurden.
Dieser Ort liegt etwa 8 km außerhalb von Phnom Penh und man muss sich dorthin mit einem Tuk Tuk fahren lassen, da der Weg nicht ausgeschildert ist. In dieser Erinnerungstätte gibt es sogar einen Audio-Guide in deutscher Sprache, ein seltener Luxus in Kambodscha. In den Audiobeiträgen sind Zeitzeugenberichte erhalten, von Personen die den Terror überlebt haben und ergreifende Beschreibungen von Tätern in diesem Lager. Besonders einprägsam sind die Bilder tausender Totenschädel und anderer menschlicher Überreste, welche die Felder Kambodschas übersäten. Die Totenschädel werden heute zum Teil in einem Stupa aufbewahrt, der zum Gedächtnis an die Toten auf dem Gelände in Choeung Ek errichtet wurde. Weitere Tatorte befinden sich unter anderem in der Nähe des Phnom Sampeou nahe Battambang. Um Munition zu sparen, wurden die Todgeweihten in diesem Exekutionszentrum nicht erschossen, sondern mit Eisenstangen, Äxten oder ähnlichem erschlagen. Kinder wurden gegen Bäume geschlagen, bis sie tot waren. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt, die auch heute noch deutlich sichtbar auf dem Gelände vorhanden sind. Durch starken Regen und Erosion kommen immer noch Kleidung und Knochenreste aus dem Boden, die von den Mitarbeitern der Gedenkstätte alle zwei bis drei Monate eingesammelt werden. Da teilweise mehr Leute pro Tag ankamen, als getötet werden konnten, wurden die Leute temporär in einem „Warteraum“ eingesperrt. Damit die auf ihren Tod wartenden Leute die Schreie der Sterbenden nicht hören konnten, wurde die Anlage mit Musik beschallt. Der größte Teil der ermordeten Menschen stammt vermutlich aus dem Gefängnis Tuol-Sleng (S-21) in Phnom Penh, das als Folter- und Verhörzentrum diente. Davor war es ein Gymnasium, heute ist es ein Museum. Auch dieses Museum haben wir im Anschluss besucht, da man es ebenfalls leicht mit einem Tuk Tuk erreichen kann (siehe auch die Webseite http://www.killingfieldsmuseum.com/s21-victims.html  ).
Es stimmt sehr traurig, dass es bei der Aufarbeitung dieser Geschichte in Kambodscha noch keine wirklichen Fortschritte gibt. Der jetztige Premierminister hat der Einrichtung des Sondertribunals zur Untersuchung der Greueltaten der Roten Khmer zwar zugestimmt und das Gericht, das mit kambodschanischen und von der Uno bestimmten Richtern besetzt ist, nahm 2007 auch seine Arbeit auf. Doch seither dient es eher als Beweis dafür, wie schlecht es um die Rechtssicherheit im Land steht. Mehrere internationale Richter haben ihre Arbeit wegen Störmanövern der Regierung entnervt aufgegeben. Auch die ausländischen Geldgeber haben sich von dem Projekt distanziert, so dass das Gericht nur noch an drei Tagen pro Woche tagt. Inzwischen ist fraglich, ob es nach der ersten und bisher einzigen Verurteilung, jener des Leiters des Foltergefängnisses S-21, überhaupt noch zu einem weiteren Urteil kommt. Andere Angeklagte sind inzwischen verstorben oder aus gesundheitlichen Gründen aus dem Verfahren ausgeschieden. Die zwei gegenwärtig vor Gericht stehenden ehemaligen Mitglieder des Schreckensregimes, beide über 80 Jahre alt, haben sich unlängst entschieden, nichts mehr zu sagen. Sie fühlten sich von dem Gericht ungerecht behandelt, heisst es. Premierminiser Hun Sen hat aus seinem Missfallen an der Aufarbeitung nie ein Hehl gemacht. Er hat bereits seine Absicht geäussert, weitere Fälle zu verhindern. Selber einst Mitglied der Khmer Rouge, hat der Regierungschef in den frühen Jahren seiner Amtszeit frühere Schergen Pol Pots begnadigt.

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In die „Niederungen“ der Volkskultur auf Java

Bisher waren wir auf unserer Reise durch Asien hauptsächlich mit den Weltreligionen bzw. großen Religionen konfrontiert: Buddhismus, Hinduismus, Sikhismus, Islam usw. Und von diesen Religionen haben wir meist auch nur die kulturellen Ausdrucksformen der Hochreligion kennengelernt, d.h. herausragende Beispiele ihrer Architektur, Kunst, Literatur usw.  Spätestens auf Bali haben wir uns dann aber mehr in die „Niederungen“ der Volksreligion begeben und mehr Einblicke bekommen in den tatsächlich gelebten und praktizierten Alltagsglauben der Menschen. Wir haben uns ja bereits in vorherigen Beiträgen über die Feste Kuningan und Galungan ausgelassen, wie wir sie auf Bali erlebt haben, die wichtige Elemete der balinesichen Kultur sind.  Und wer nicht nur den Film „Eat, pray and love“ gesehen, sondern auch das Buch von Elizabeth Gilbert gelesen hat, wird noch mehr darüber wissen, wie stark das offiziell hinduistische Bali eigentlich von autochtonen, eigenen religiösen Elementen geprägt ist. Die gleiche Erfahrung haben wir dann auf Java gemacht. Wir hatten das Glück bei einer Führung durch den Sultanpalast Mangkunegaran in Solo von einer stolzen Javanesin viele Hintergrundinformationen über die tatsächliche religiöse Praxis der Javaner zu erhalten. Offiziell ist die Insel auch muslimisch (91 Prozent), aber die Realität ist viel komplexer und interessanter. 58 Prozent der muslimischen Javaner bezeichnen sich als Abangan, das heißt, sie betrachten die Schari’a nicht als unmittelbar gültiges Gesetz und lehnen den politischen Islam ab. Die übrigen sind Santri, die eine eher orthodoxe Auslegung des Islams vertreten. Die sogenannten Abangan (die ‚Roten’), die mehr oder weniger nur dem Namen nach dem Islam angehören, beten nicht täglich noch halten sie das islamische Fasten ein und sind auch kulturell kaum islamisch geprägt Ihre Religiosität ist viel stärker durch die eigene Jahrtausende alte javanesische Tradition geprägt, die Kebatinan genannt wird. Der Kebatinan ist bis in die Gegenwart eine populäre mystische Strömung in Indonesien. Der Schwerpunkt liegt auf einer edlen Gesinnung und der Perfektion des Lebens. Viele der traditionellen Feste, aber auch Meditationspraktiken haben ihre Wurzeln im synkretistischen Kebatinan, der mystische Elemente des Hinduismus, Buddhismus und Islam aufgenommen hat. Die javanischen Abangan sind die Träger der klassischen javanischen Kultur: Schattenspiel (wayang), Gamelan-Orchester, klassische javanische Tänze, die Hofkultur der javanischen Könige und Fürsten usw.. Diesen Abangan verdanken es die Indonesier, dass sie 1945 nicht einen Islamstaat bekommen haben und sie sorgen dafür, dass Java eine ausgesprochen tolerante und weltoffene Atmosphäre ausstrahlt. Als wir zurück in Yogjakarta waren, haben wir dann noch an einer besonderen Stadtführung teilgenommen, die ausschließlich dem Kennenlernen der verschiedenen Religionen auf Java gewidmet war (organisiert vom tollen Via Via Café, siehe hier: http://www.viaviajogja.com/ ). Auch hier spielte die autochtone Religion wieder eine große Rolle und wir haben u.a. eine Schule besucht, wo dieser „Animismus“ (Geisterglaube) unterrichtet wird. Im sog. Kebatinan werden Prinzipien gelehrt, die eine Suche nach dem inneren Selbst verkörpern, im Kern ist es eine Lebensphilosophie zur Erlangung des Seelenfriedens, der Verbindung mit dem Universum und mit Gott. Der Kebatinan ist nicht an eine religiöse Zugehörigkeit gebunden, er inspiriert jedoch stark die javanische Tradition mit seinen ethischen und geistigen Werten. Der Alltag der Javanesen ist multikulturell geprägt, so haben sie 3 Kalender, die ihr Leben bestimmen, den westlichen, gregorianischen, den islamischen und den javanesichen. Der letzte hat wie der auf Bali eine 5-Tage Woche und wird für kulturelle und spirituelle Zwecke benutzt. Die Javanesen sind sehr tradtionsbewusst und der Kalender spielt eine große Rolle für die eigene kulturelle Identität. Es erscheint mir etwas despektierlich diese Traditionen nur als Animismus abzustempeln, denn dies wird m.M. nach den ernsthaften kulturellen Ansprüchen dieser Bewegung nicht gerecht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil diese Kultur sehr viele glückliche Menschen hervorbringt. Nirgendwo haben wir so viele unheimlich freundliche und vergnügte Menschen getroffen wie auf Java und Bali. Ganz offensichtlich tragen diese Traditionen auch mit dazu bei, dass die Menschen tatsächlich ihren Seelenfrieden und innere Balance finden und einfach Zufriedenheit und Gelassenheit ausstrahlen.

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Das Buch „Eat, pray, love“ gibt Einblicke in die balinesische Kultur und ist empfehlenswert, tatsächlich viel tiefgrünndiger als der Film.

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Religiöse Entdeckungen in Indonesien

Inzwischen haben wir soviel gesehen, dass die besonderen Erlebnisse eher in den persönlichen Begegnungen liegen. Allerdings ist es viel schwieriger in Kontakt zu kommen, als wir gedacht hatten. Zum einen sind und bleiben wir immer die reichen Touristen, die als potentielle Kunden betrachtet werden und zum anderen ist es schwierig zu den Menschen Kontakt zu bekommen, die gut genug Englisch können. Und das ist eben nicht der Rikschafahrer an der Straße…
In der Stadt Surakarta, von den Indonesiern Solo genannt, hatten wir aber das Glück auf interessierte Englischsprechende Menschen zu treffen. Und die Begegnung begann wie so häufig völlig ungeplant. Wir waren mittags in Solo angekommen und suchten nun in dieser Stadt ohne touristische Infrastruktur nach einem Restaurant, wo auch Vegetarier satt werden können. In Indonesien denken alle, Vegetarier essen Huhn und Fisch und sind immer ganz verwundert, wenn wir „no meat, no animal“ möchten. So landeten wir nach längerer Suche in einem chinesischen Restaurant, wo sie sich sehr bemühten, uns alles anzubieten, was sie an vegetarischen Speisen hatten. Wir saßen draußen auf der Terrasse und wunderten uns nach einiger Zeit darüber, dass wir im Hintergrund aus dem Lokal ständig christliche Weihnachtslieder hörten. Schließlich war schon der 8. Januar. Als ich dann zum Bezahlen in das Lokal hineinging, sah ich, woher diese Lieder kamen. Im Restaurant fand gerade ein christlicher Gottesdienst mit Band und ca. 40 chic gekleideten Besuchern statt. Ich fragte dann einen Mann, ob dies wirklich ein Gottesdienst sei und erzählte ihm, dass wir auch Christen seien. Er war sofort begeistert und lud uns ein, dazuzukommen. So setzten wir uns dazu und konnten von den mit Beamer projizierten Weihnachtsliedern schon einige gut mitsingen, da wir sie schon aus anderen Gottesdiensten kannten. Natürlich wurden wir direkt vorgestellt und nochmal offiziell begrüßt und alle freuten sich über die besonderen Gäste. Am Ende des Gottesdienstes wünschten sich alle erst mal per Handschlag „Merry Christmas“, so dass wir auch nochmal herumgereicht wurden. Dann ging die Christmas Party damit weiter, dass noch Reden gehalten wurden, einige spielten Klavier und sangen etwas, einige Frauen tanzten dazu, ich „durfte“ natürlich auch mitmachen, und dann gab es Buffet für alle. Eine junge Frau sprach uns an und erklärte uns dann, dass dies eine ökumenische christliche Gruppe von Juristen sei. Sie war etwas schüchtern, wollte aber unbedingt ihre englischen Sprachkenntnisse verbessern und so bliebe sie den ganzen Abend an unsrer Seite, versorgte uns mit den vegetarischen Speisen des Büfetts und brachte uns schließlich noch mit ihrem Auto zum Hotel. Wir verabredeten uns für den Sonntag, da wollte Arum, so heißt sie, uns ihre Stadt zeigen. Was konnte uns Besseres passieren?

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Am Sonntagmorgen hörten wir beim Frühstück durch die Fenster diesmal laute Kinderstimmen, die „Glohohoria“ und andere uns nun schon bekannte indonesische Weihnachtslieder übten. Wir beschlossen, nach dem Frühstück um die Ecke hinter die Mauer zu schauen, ob dort auch wieder Gottesdienst gefeiert würde.
Als wir an die Straße kamen, stand dort eine große Gruppe 4 – 5 jähriger Kinder in herrlichen, violetten Uniformen und trommelte zu einer Melodie, die ein Mann auf dem Xylophon spielte. Und die Kinder waren erstaunlich rhythmisch. Drumherum standen jede Menge Eltern, die mir erklärten, dass dies eine katholische Schule mit Kindergarten sei, die heute ihre Weihnachtsfeier abhielten.

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Ein Lehrer kam direkt auf uns zu, begrüßte uns herzlich und schwupps waren wir wieder die Ehrengäste vorne in der ersten Reihe! Die offizielle Feier sollte von 9.00 bis 12.00 Uhr dauern. Sie hatten einen professionellen Moderator engagiert, der durch das Programm führte und kräftig für Stimmung sorgte. Dabei sprach er uns, die Ehrengäste, auch ständig an und bezog uns mit ein. Die Schule besteht aus den Klassen 1-6 mit je 35 Schülern und alle führten etwas auf. Einige sangen, andere tanzten und die Weihnachtsgeschichte wurde mit javanesischen Tanzelementen vorgespielt mit Engeln, die alle Schmetterlingsflügel hatten.

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Da wir mit unsrer Bekanntschaft Arum den Tag aber anders geplant hatten, haben wir uns nach der Hälfte verabschiedet.
Als nächstes fuhren wir zum Sultanpalast von Solo, wo der Sultan noch heute mit seiner Familie lebt. Normalerweise vermeiden wir lokale Führer, die einem für viel Geld maximal das gleiche wie im Reiseführer erzählen. Diesmal bekamen wir aber eine ganz besondere junge Frau an die Seite. Sie war eine sehr gebildete Muslimin, die mit Temperament, Humor und Stolz von ihren javanischen Wurzeln berichtete. Darin sind viele Elemente des Hinduismus enthalten, auch ist man angehalten nachts, wenn es am Ruhigsten ist zu meditieren. Genauso gehört der traditionelle javanische Tanz mit den graziösen Handbewegungen dazu, den jedes Mädchen in seiner Familie lernt. Ihr war sehr wichtig zu betonen, dass die Javaner auch schon eine hohe Kultur hatten, bevor der Islam sich ausbreitete und dass sie heute eine Mischform leben. Diese Frau war echt ein Erlebnis, dass kann ich hier gar nicht gut genug beschreiben.

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Von hier aus kamen wir zum nächsten Höhepunkt des Tages. Arum wollte uns ihre Gemeinde zeigen. Für Gregor und mich war das Neuland. Wir hatten ja schon charismatische indonesische Gemeinden kennengelernt, aber nicht in dieser Größenordnung. Wir fuhren auf einen riesigen Parkplatz und gingen in ein Gebäude, das einer Einkaufsmall glich. Große Buchläden, Geschäfte und Cafés im Erdgeschoss, dann ging es in den Kirchraum, ich würde sagen in die Konzerthalle. Das Auditorium fast ca. 3000 Personen auf zwei Ebenen, vorne war eine riesige Bühne (50m breit) mit Band, zwei Chören und 8 Vorsängern, die auf der Bühne verteilt waren. Dann gab es rechts und links eine kleine Tanzfläche, wo jeweils drei Tänzerinnen mächtig einheizten. Die eine Gruppe tanzte modern, Hip-Hop – mäßig, die andere in langen Röcken eher traditionell. Vor der Bühne standen noch 4 Personen, die mit Fahnen tanzten. Es gab ein Lobpreislied nach dem anderen in einer unglaublichen Lautstärke, alle standen, sangen und klatschten, den Text gab es auf riesigen Leinwänden. Ab und zu gab es etwas ruhigere Phasen, wo einer betete und der Gesang in den Hintergrund trat. Oder es beteten alle durcheinander zu lauter Musik. Dieser Lobpreisteil dauerte 1 Stunde, dann folgte 1 Stunde Predigt!! Am Sonntag finden 5 solcher Gottesdienste hintereinander statt! Das ist doch der Hammer. Wir waren jetzt um 13.00 Uhr im Gottesdienst, da waren nicht so viele Leute da, vielleicht nur etwa 1000! Es waren übrigens Menschen aller Altersgruppen vertreten. Der Gemeindeleiter hat die Vision einer Erweckung in Indonesien. Der zukünftige Ehemann Tri unserer Freundin Arum(beide auf dem Foto) ist gerade in der theolgischen Ausbildung, die der Megakomplex auch beherbergt.

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Im Laufe des Tages haben wir sehr viele christliche Kirchen hier in Solo gesehen, ca. 10% der Bevölkerung sollen Christen sein.
Das Miteinander der Religionen scheint hier erstaunlich gut zu sein, man sieht hier nirgendwo fundamentalistische Aktionen. Indonesien ist ja das größte muslimische Land der Welt, dafür sind sie hier recht vorbildlich, denn in der Verfassung ist Religionsfreiheit garantiert. Sicher gibt es hier auch radikale Gruppen, aber die scheinen keine Rolle zu spielen. Auf uns machen die Menschen einen sehr friedlichen Eindruck und sind bemüht, mit der Zeit zu gehen. Hunderte verschleierter Mädchen fahren Roller, jede Schulklasse, die wir an irgendwelchen Sehenswürdigkeiten trafen, war mit ihren Handys beschäftigt, um das beste Selfie zu schießen oder ein Foto mit Gregor, einem „großen, weißen Mann“ zu machen. In einer Tempelanlage ist Gregor bestimmt 30x fotografiert worden, ich immerhin 20x.

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Zurück zu unsrer Solotour mit Arum. Auf der Suche nach einem vegetarischen Restaurant hatten wir den Tipp bekommen, zu einem buddhistischen Tempel zu fahren. Dort könne man gut vegetarisch essen. Als wir dort ankamen, waren sie gerade beim Aufräumen. Allerdings war noch eine buddhistische Familie mit englisch sprechenden Studenten dort, die sich sofort bereit erklärten, uns den Tempel des „Lachenden Buddha“ zu zeigen. Sie berichteten, dass sich dort hauptsächlich eine Gruppe chinesisch stämmiger Buddhisten trifft. Der große Gebetsraum war mit chinesischen Symbolen, Schriftzeichen und dem lachenden, dicken Buddha geschmückt. Der Buddha sei übrigens deshalb so dick, weil er das Leid der Menschen in sich aufgenommen habe. Außer diesem Tempel soll es noch einige in der Stadt geben. Auch diese jungen Leute fühlen sich hier in Indonesien ganz frei, ihren Glauben zu leben.
Wer hätte das gedacht, wir haben ein rein muslimisches Land erwartet und dann die Vielfalt der Religionen angetroffen!

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Die Insel der Götter

Bali wird sehr erfolgreich als Insel der Götter touristisch vermarktet und tatsächlich spürt man immer noch sehr viel von der lebendigen Religiösität, trotz Massentourismus und Modernisierung.
Indonesien ist in kultureller und religiöser Hinsicht ein erstaunlich tolerantes und pluralistisches Land, dies gilt in ganz besonderer Weise auch für Bali. Die Bevölkerungsmehrheit ist hinduistisch geprägt, aber auch alle anderen Religionen werden respektiert und können hier friedlich nebeneinander existieren.
Wie würden wohl die Pegida-Dummköpfe reagieren, wenn sie wüssten, dass hier auch die Christen zu Allah beten? Kein Scherz, denn Allah ist in der indonesischen Sprache das Wort für Gott, welches von vielen Religionen benutzt wird.
Religion spielt im Alltag der Menschen eine große Rolle und das spürt man selbst im Hotel, wo die Angestellten viel Zeit darauf verwenden Opfergaben für die täglichen Tempelrituale vorbzubereiten. Diese werden auf Tabletts dann zu den Schreinen gebracht und begleitet von brennenden Räucherstäbchen in täglich frisch dekorierten Schälchen dargebracht.
Die Menschen auf Bali strahlen eine große Gelassenheit, Harmonie und Zufriedenheit aus, das ist also nicht nur ein von der Tourismusbrance transportiertes Klischee. Irgendwie schaffen die Inselbewohner hier noch den Spagat zwischen Tradition und Moderne und es gelingt ihnen ihre kulturellen Besonderheiten zu pflegen und dennoch am wirtschaftlichen Fortschritt teilzuhaben.
Zur Illustration unser Eindrücke auf Bali hier noch ein paar Schnappschüsse….

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Umzug der Kinder zum Kuninganfest

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Traditioneller Tanz im Dorf

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Im Global Village Kafe in Lovina Beach

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Tempel am Bergsee Danu Bratan

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Unsere Urlaubsbekanntschaft Sude und Hafid aus Ingolstadt

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Batik eines balinseischen Künstlers

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Selamat tahun baru!

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Happy New Year 2015!!!

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Unser Blog im Jahr 2014 im Rückblick

Die WordPress.com-Statistik-Elfen haben einen Jahresbericht 2014 für dieses Blog erstellt.

Hier ist ein Auszug:

Ein New York City U-Bahnzug fasst 1.200 Menschen. Dieses Blog wurde in 2014 etwa 4.800 mal besucht. Um die gleiche Anzahl von Personen mit einem New York City U-Bahnzug zu befördern wären etwa 4 Fahrten nötig.

Klicke hier um den vollständigen Bericht zu sehen.

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Weihnachten in christlichen Gemeinden auf Bali

Auf unsrer Reise hatten wir immer schon mal Ausschau nach christlichen Gemeinden gehalten. Aber bis jetzt ergab es sich selten, einen Gottesdienst zu besuchen und wenn, gab es keine nennenswerten Kontakte.
Zu Weihnachten wollten wir aber auf jeden Fall auch auf der mehrheitlich hinduistischen Insel Bali einen christlichen Gottesdienst besuchen. Im Internet fanden wir christliche Gemeinden zunächst nur im Großraum der Hauptstadt Denpasar und in einigen Orten verstreut auf der Insel. Darum sind wir am 4. Advent 35 km mit dem Roller gefahren, um zu einer sehr einladend klingenden internationalen, protestantischen Gemeinde in Kuta (KICC= Kuta International Christian Church), ein touristischer Ort nahe der Hauptstadt, zu fahren. Wir wurden direkt von dem Mann des australischen Pfarrerehepaares begrüßt, der uns berichtete, dass sie eigentlich jeden Sonntag etliche ausländische Gäste haben, die Kerngemeinde aber sowohl aus englisch sprechenden Indonesiern als auch in Kuta lebende Ausländer bestehe.
Der Gottesdienst war sehr lebendig, viele Personen waren beteiligt. Anfangs stellten sich alle Gäste persönlich vor und wurden willkommen geheißen, was fast 15 Minuten in Anspruch nahm! Die Liedtexte wurden auf Leinwand projiziert, es wurde im Stehen gesungen, alle Lieder waren in Englisch, fast alle Lieder waren Lobpreislieder. Es wurde ausschließlich frei gebetet und während der lebendigen Predigt der Pfarrerin gab es für die Beantwortung eingestreuter Fragen Kekspackungen zu gewinnen. Eine Kindergruppe aus einem Heim sang für uns internationale Weihnachtslieder. Mit ihrer festlichen Kleidung und den teilweise bekannten Melodien sorgten sie für richtige Weihnachtsstimmung.

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Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt, aber 35 km mit dem Roller pro Strecke zu fahren, erschien uns für den Heiligen Abend zu aufwendig, da wir auch wegen der fehlenden Beschilderung an den Straßen schon tagsüber Probleme hatten, den Weg zu finden.
Darum machten wir uns auf die Suche, nach einer Gemeinde an unserem Wohnort Ubud, dem Ort, der durch den Film „Eat, pray and love“ berühmt geworden ist. Zufällig fanden wir in einem lokalen Werbeblättchen einen Hinweis auf eine Gemeinde und eine weitere entdeckten wir im Internet. Wir fuhren bei beiden vorbei, um herauszubekommen, ob und wann an Weihnachten Gottesdienste stattfinden.
So landeten wir an Heilig Abend wieder in einer charismatischen ev. Gemeinde mit Englisch sprachigem Gottesdienst. Hier waren fast mehr Touristen als Einheimische anwesend, vielleicht wegen der Sprache. Die Kirche war mit viel Grün geschmückt, mittendrin stand eine Art Lichterbaum und an der Seite gab es noch einen Plastikweihnachtsbaum.

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Der Gottesdienst war außer den Lobpreisliedern ähnlich vom Ablauf wie bei uns. Neu war allerdings, dass hier, genauso wie bei uns an Ostern, die Weihnachtskerze vorne am Lichterbaum entzündet und dann durch die Reihen weitergegeben wird. Insgesamt hatten wir aber den Eindruck, dass der weihnachtliche Höhepunkt der Gemeindeglieder die „Christmas Celebration Party“ am Spätnachmittag des 25.12. ist. Wichtig ist, zu wissen, es gibt hier keinerlei freie Tage, deshalb findet alles ab dem späten Nachmittag statt, oder man muss sich einen Tag frei nehmen.
Die Christmas Party erinnerte mich an unsere Gemeindefeste. Alle Gruppen und eigentlich alle Mitglieder der Gemeinde waren beteiligt, haben gesungen, getanzt, Theater gespielt oder Musik gemacht.

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Zwischendurch gab es auch hier längere Lobpreisliederphasen, diesmal mit deutlich rockigerem, lauterem Einschlag und freie, endlos lange Gebete. Die Kirche war rappelvoll mit deutlich festlicher gekleideten Menschen als an Heiligabend, die Männer standen hinten sogar. Abgerundet wurde das ganze mit einem großen Buffet für alle. Für uns war diese Veranstaltung sehr anstrengend, da wir stundenlang zwar nett unterhalten wurden, aber kein Wort verstanden haben. In dieser Riesengruppe war es auch schwieriger Kontakte zu knüpfen, als in einem kleineren Gottesdienst, den wir vormittags erlebt hatten. So strichen wir irgendwann die Segel und gingen.
Noch ein paar Specials aus unserem Gottesdienst am Vormittag in einer deutlich kleineren ev. Gemeinde. Der Pfarrer spielte bei den Lobpreisliedern selbst das Keybord und sein 8 jähriger Sohn war Schlagzeuger. Eine nette junge Frau wurde neben uns platziert, um zu übersetzen und dafür zu sorgen, dass die Gäste beim anschließenden Lunch auch genug zu essen bekamen. Die Tatsache, dass wir Vegetarier sind, war zwar überraschend aber kein Problem.

Der 8 jährige Schlagzeuger!IMG_20141225_085935 (FILEminimizer) IMG_20141225_085906 (FILEminimizer) IMG_20141225_105946 (FILEminimizer)Gregor mit unser Übersetzerin Eva
Am Schluss des Gottesdienstes wurden Geschenke verteilt. Die drei Menschen aus der Gemeinde, die am häufigsten das Jahr über im Gottesdienst waren, bekamen Applaus und ein Päckchen. Als ich schon dachte, das ist aber streng hier, meinte unsere Übersetzerin lachend, sie würde diese Geschenke wohl niemals bekommen. Danach gab es noch eine große Wichtelaktion der ganzen Gemeinde. Jeder hatte ein Päckchen mitgebracht und bekam im Losverfahren eins zurück.
Obwohl es sprachlich hier nicht so einfach war, fühlten wir uns sehr willkommen geheißen. Gastfreundschaft wurde hier groß geschrieben.

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Gebete für die Vorfahren und die Götter am Kuningan-Festtag

Heute morgen sind wir extra früh aufgestanden und haben einige Tempel besucht in der Nähe unseres Hotels. Schon um 6 Uhr waren die Einwohner von Ubud auf den Beinen um Opfergaben zum Tempel zu bringen und dort zu beten.
Während des Aufenthaltes der Götter auf der Erde bis zum Kuningan-Tag erwartet sie ein vielfältiges Festprogramm, das den ganzen kulturellen Reichtum und die Pracht religiöser Ausdrucksformen der Balinesen offenbart. Dabei gehen, ganz typisch für Bali, spirituelles Ritual und weltliches Vergnügen nahtlos ineinander über und haben selbstverständlich nebeneinander ihren Platz. Der Name Kuningan leitet sich ab von der besonderen Opfergabe „gelber Reis“, oder „nasi kuning“, also mit Kurkuma gefärbter Reis.
An diesen Tagen zieht es die Balinesen, angetan mit ihren besten Kleidern und festlich geschmückt, wie gesagt schon am frühen morgen zu den Familienschreinen und in die Tempel, in denen nun Hochbetrieb herrscht. Hier türmen sich jetzt opulente und phantasiereich gestaltete Opfergaben von Speisen, z. B. aus  Reisteig oder Fleisch, Flechtwerk und Blumen. Kleinere Opfer bringt man auch zu den Reisfeldern, den Reislagern und zum Friedhof. Innige Gebete werden an Sanghyang Widi und die anderen Götter sowie die Geister der Ahnen gerichtet. Mit sicherem Schritt tragen die Frauen immer neue kunstvoll zu hohen Türmen aufgeschichtete Opfergaben auf den Köpfen herbei. In feierlichen Zeremonien werden sie vom Brahmanen-Priester gesegnet und jetzt als geheiligt wieder zu den Häusern zurückgebracht, wo man sie in der Familie gemeinsam verzehrt. Auch die Pujas nehmen in den Tempeln kein Ende, bei denen die Gläubigen den Segen mit heiligem Wasser „Tirta“ empfangen.

Nach dem Frühstück sind wir dann von Ubud mit einem Reisebus nach Lovina Beach an die Nordüste gefahren, zum Hamsa Resort, welches wunderschön an einem Berghang gelegen ist. Der Name ist Programm, wie man der Webseite entnehmen kann: Hamsa ist ein Wort aus dem Sanskrit und ist im Hinduismus eine Mantra für die Meditation. Es bedeutet “Wer bin ich?” Bei der immerwährenden Wiederholung der Mantra verändert das Wort sich in “Soham”- und damit ist die Frage beantwortet: “Ich bin Das”. Hamsa bedeutet auch “weißer Schwan”. Der weiße Schwan ist ein Symbol für Reinheit, völligen Einklang und Harmonie. Der Flug des weißen Schwans, Hamsa, symbolisiert den Flug aus den Gewohnheiten des Alltags zur Rückkehr zum eigenen Selbst, also zur Selbstfindung.
Wir sind gerade erst angekommen und genießen schon mal die Aussicht auf das Meer, aber jetzt gibt es erst einmal nur Fotos von Kuninganfest…

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Nur atmen, nicht denken!

Seit drei Tagen sind wir nun auf der Insel Koh Tao angekommen, einer völlig anderen Welt als der im Kloster. Aber ich merke, dass ich mit dem Kopf noch nicht ganz hier bin. Er ist noch in Suan Mokkh geblieben. Am meisten grübele ich darüber, was dieser „Hardcore – Meditationskurs“ mir eigentlich „gebracht“ hat, was sich verändert hat. Aber, für mich sehr enttäuschend, kann ich gar nichts Besonderes berichten. Aber das ist wohl gerade eines meiner Probleme, denn darum geht es ja gar nicht. Gerade wenn man beim Meditieren besondere Erfahrungen machen will, passiert nichts. Ich kann es nicht erzwingen – das ist schwer zu akzeptieren – besonders wo ich mich doch so angestrengt habe und alles getan habe, wie es der „schedule“, der Ablaufplan und die vorher gegebenen Instruktionen verlangten. Dazu gehörte z.B. dass ich tatsächlich 10 Tage lang nichts geschrieben, nichts gelesen, nichts geredet habe und versucht habe, nicht an Gedanken aus der Vergangenheit zu kleben oder mich um die nahe oder ferne Zukunft zu sorgen. Ich habe versucht ganz im „Hier und Jetzt“ zu sein, mich nicht ablenken zu lassen – aber irgendwie ist nichts passiert.
In der hier praktizierten Meditationsform geht es darum, den Atem zu beobachten, sich ganz darauf zu konzentrieren, lange ein- und auszuatmen, ganz kurz zu atmen oder dann den Weg der Atemluft ganz genau mit zu verfolgen. Und bei allem sollte man dann schauen, wie die jeweilige Atmung den Körper beeinflusst. Ziel ist es, den Atem ganz bewusst zu nutzen, um zur Ruhe und zur Konzentration zu kommen. „Mindfulness with breathing“ waren die Stichworte. Wenn einem dabei Gedanken dazwischenfunken wollten, sollte man sie freundlich beiseite schicken. „Let them go!“
Das klingt jetzt alles total simpel, mich hat es teilweise an den Rand der Verzweiflung gebracht. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig ist, auf den Atem zu achten und NICHTS zu denken. Kaum mal drei Atemzüge dauert es, und schon ist mein unruhiger Geist wieder bei viel interessanteren Dingen. Abgesehen davon, dass mir mein Rücken das Sitzen auf den Kissen und Gebetshockern schwer machte und ich zum Teil auf einen Stuhl (leider ohne Lehne) umgestiegen bin, fiel es mir unglaublich schwer, ruhig zu sitzen. Nur meinen Atem als Konzentrationspunkt und einzige Beschäftigung – ich kann das nicht, – oder noch nicht? Leider gab es nicht sehr viel praktische Übungen oder Hinweise, was jemand wie ich noch hätte tun können. Üben, üben, üben, immer den Geist wieder zum Atem zurückführen – „effort is the duty of today“ – so hieß es in einem der Gesänge in der englischen Übersetzung. Das habe ich noch jetzt im Ohr.
Ich bin insgesamt ein bisschen hin und her gerissen. Auf der einen Seite wurde betont, man kann bei der Meditation nichts erzwingen. Auf der anderen Seite ging es aber ständig um eine stufenartige Weiterentwicklung, um Mühe, Anstrengung und Erfolg. Ich soll als Mensch nicht an Dingen hängen, die vergänglich sind, nicht an materiellen Dingen, nicht an Menschen, nicht an meinen eigenen Anschauungen und Gedanken. Diese Anhaftung oder „attachment“ kann mich niemals völlig befriedigen und wird deshalb immer zu Unzufriedenheit und somit zu Leid führen. Also muss ich ständig schauen, warum ich mich wann, wie und warum verhalte, um das entsprechend ändern zu können. Für mich klingt das sehr anstrengend, teilweise finde ich es auch etwas unmenschlich. Wenn ich es in die Richtung denke, wie ich als Christin sagen würde, dass ich nicht mein Herz so an Dinge und Menschen hängen soll, dass sie zu meinem Gott werden, dann kann ich den Gedanken verstehen. Aber in der Entschiedenheit war es mir hier echt zu viel.
Noch ein paar Worte zu dem wirklich sehr interessanten Leben drum herum:
Außer der wirklich unbequemen Schlafstatt – ehrlich gesagt habe ich das „wooden pillow“ nach einem kurzen Versuch direkt gegen zwei Pullover ausgetauscht! – fand ich das einfache Leben sehr inspirierend. Wir waren quasi den ganzen Tag draußen, alle Gebäude waren überdachte, offene Räume inklusive der Toiletten und Waschräume. Die Art, wie die Frauen sich waschen mussten, war allerdings zuerst etwas gewöhnungsbedürftig. Der Waschraum bestand aus zwei großen mit kaltem Wasser gefüllten Wasserbecken. Drumherum standen jede Menge kleiner Plastikschälchen.

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Alle Frauen gingen immer mit einem Sarong bekleidet ins Bad. Ein Sarong ist eine Art Wickelrock, der aus einer zusammengenähten Stoffbahn besteht. Er wird bis unter die Achseln getragen und seitlich zusammengesteckt, dass man ihn nicht verliert und er wird auch beim Waschen NIE abgelegt! Man begießt sich mit Wasser, wäscht z.B. Haare, Gesicht und Arme, dann öffnet man den Sarong und hält das Tuch so vor sich, dass man sich mit einer Hand weiter waschen kann, aber niemand etwas von dem Körper sehen kann. Am Anfang war das sehr komisch, aber wir alle gewöhnten uns schnell daran. Das Wasser lief hinter einem in einer Rinne ab, in die man z.B. auch das Zahnputzwasser spuckte. Die großen Becken hatten den Vorteil, dass sich morgens um 4.00 Uhr 20 Personen gleichzeitig etwas waschen und die Zähne putzen konnten, ohne dass es jemals einen Stau gegeben hätte!
Außer dieser Art Wäsche gab es noch die Möglichkeit, in einer heißen Quelle zu baden. Auf dem Gelände sind praktischerweise zwei heiße Quellen, so dass es wieder eine für Männer und eine für Frauen gibt. Man muss sie sich wie einen kleinen Teich unter Palmen vorstellen. Morgens war es herrlich, in dem salzigen Wasser auf dem Rücken zu liegen und durch die Palmen in den blauen Himmel zu schauen und abends im Dunkeln hatte war es eine richtig mystische Atmosphäre. Natürlich badeten die Frauen wieder im Sarong!

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Ein weiterer Höhepunkt für mich war morgens die 90 minütige Yogaeinheit von 5.15 bis 6.45 Uhr. Der Raum, in dem wir die Übungen machten, war wieder eine der offenen Meditationshallen, d.h. ein überdachten Betonboden, mit Blick auf einen See, dahinter Palmen und gegen 6.00 Uhr die aufgehende Sonne! Ich habe vorher noch nie so intensiv Yoga gemacht. Am ersten Tag war ich schweißgebadet, nach 10 Tagen war ich erschöpft, aber schon deutlich fitter als am Anfang!
Nachmittags gab es nochmal etwas Abwechslung durch das Einüben von buddhistischen Gesängen in Pali, der religiösen Sprache der Buddhisten. Ein Mönch mit sehr viel Humor und einer lockeren Art, versuchte uns durch Geschichten, persönliche Begebenheiten und auch viel Informationen, die religiösen Gesänge nahe- und beizubringen. Es wurde einfach acapella gesungen in einem rhythmischen Sprechgesang mit wenigen Melodien. Teilweise klang es etwas eintönig, aber im Laufe der Zeit sind mir auch hier einige Stücke ans Herz gewachsen. Abgeschlossen wurde das Üben der Gesänge immer mit einer kurzen Meditation, in der wir gute Wünsche und Gedanken an unsere Eltern, Verwandten, Freunde, Lehrer, Menschen, die Verantwortung tragen wie z. B. die Regierenden und all anderen Lebewesen schicken sollten. Dieser Teil nannte sich „loving kindness“ und ich habe mal wieder an alle mir lieben Menschen gedacht.
Im Rückblick gesehen, sollte ich wohl meine Meditationserfahrungen nicht so kritisch betrachten, denn erlebt und erfahren habe ich ja doch eine Menge. Und es wirkt ja noch nach…..

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Sitting, standing or walking meditation, oder geht es auch mit Tai Chi Chuan?

Mit einem Urlaub verbinden die meisten Menschen den Wunsch abzuschalten, einige Zeit mal aus der Routine des Alltags auszubrechen und sich nicht mit den üblichen Dingen zu beschäftigen, die mit Familie, Arbeit usw. verknüpft sind. Aber ein solcher Kurzausstieg will auch gelernt sein und häufig stellt man fest, dass es gar nicht so leicht ist, die Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen und wirklich abzuschalten. Es sei denn, der Ausstieg ist so radikal, dass wirklich gar nichts mehr an den normalen Tagesablauf und die gewöhnlichen Tätigkeiten erinnert.
Unser Retreataufenthalt im Waldkloster in Suan Mokkh in Südthailand war ein solch radikaler Bruch mit dem Gewohnten und eine echte Herausforderung. Es ist gar nicht so leicht im Nachhinein zu sagen, welche Veränderungen am schwierigsten zu ertragen und / oder am wichtigsten für die persönliche Entwicklung in dieser Zeit waren, denn fast alles lief hier anders: ein total durchgetakteter Tagesablauf beginnend um 4 Uhr morgens, sehr spartanische Unterbringung, nur 2 Mahlzeiten am Tag, absolutes Schweigegebot, viele Meditationseinheiten über den ganzen Tag verteilt, strikte Trennung der Geschlechter bei allen Tätigkeiten, Mandis (Wasserbecken und Plastikschalen) statt Duschen, das Fehler jeglicher Bequemlichkeit (stundenlanges Sitzen ohne Möglichkeit den Rücken anzulehnen, harte Betten ohne Matratzen aber dafür mit Holzkissen usw.), mehrmalige religiöse Unterweisungen ohne die Möglichkeit der Nachfrage oder Diskussion usw. und so fort. Man fragt sich wirklich, warum man sich das antut, aber die Antwort habe ich ja schon gegeben: um Körper, Geist und Seele mal die Chance zu geben ganz runterzufahren und dann die Batterien wieder voll aufladen zu können.
Wobei das mit der Seele schon wieder problematisch ist, denn die Buddhisten glauben ja nicht an die Existenz einer unsterblichen Seele (der Buddhismus kann schwerlich als Religion in unserem westlichen Sinne verstanden werden, denn sie leugnen auch die Existenz eines persönlichen Gottes). Buddhisten leugnen auch die Existenz eines Ichs, eines Selbst und versuchen den Menschen bei der Erkenntnis des Nicht-Selbst zu helfen. An dieser Stelle ist es nicht möglich die buddhistische Weltanschauung darzustellen, aber in den ganzen 10 Tagen haben wir im Grunde nie etwas über Religion, Glaube gehört (gesprochen haben wir erst Recht nicht darüber, wir mussten ja schweigen!), sondern stattdessen haben wir reflektiert über die Vergänglichkeit allen Seins, die Leere, conditioned origination, suffering usw. Ja natürlich, alle Vorträge waren in englischer Sprache und dann noch gespickt mit Unmengen von Pali-Wörtern. Pali ist wie Sanskrit eine der beiden Sprachen, in denen die heiligen Bücher verfasst wurden und der sog. Theravada-Buddhismus in Thailand ist zurückzuführen auf die Palischriften in Sri Lanka . Die sog. dhamma talks (Unterweisungen in die Grundzüge des Buddhismus) kamen dazu meist noch von CD, d.h. es waren Tonaufnahmen der englischen Übersetzungen aus dem thailändischen Original von Ajahn Buddhadhasa, dem Gründer des Klosters.
Neben den nicht geringen körperlichen Anstrengungen, wurde man so auch intellektuell genügend gefordert, um abends um 21 Uhr wirklich todmüde zu sein. Das wiederum war wieder praktisch, denn so hatte man keine Zeit darüber nach zu denken, wie verdammt unbequem das Bett ist.
Ich persönlich hatte ja nicht das Vergnügen einen Wehrdienst bei der Bundeswehr abzuleisten, aber so ähnlich stelle ich mir das Leben in einer Kaserne vor, nur ohne Morgenappell. Ansonsten verlief alles sehr stark reglementiert ab und es gab weder die Möglichkeit mal joggen zu gehen (Verbot das Gelände zu verlassen) oder sich ein Mal ein Bier zu gönnen (keine Einnahme von berauschenden Getränken, dazu gehörten auch Tee und Kaffee!).
Diese Entwöhnung von den üblichen Wachmachern (ich dachte ich sei koffeinsüchtig!?) hat mir ko-mischerweise gar nichts ausgemacht, es geht also auch ohne den Liter Kaffee am Tag. Und auch die stark reduzierte Kalorienzufuhr (keine Nahrungszunahme mehr nach dem Mittagessen, abends gab es nur ein kakaohaltiges Getränk, sonst heißes Wasser) hat sich erstaunlich positiv auf das Körpergefühl ausgewirkt.
In diesem Sinne muss man den Veranstaltern bescheinigen, dass die strikten Regeln schon auf 30 Jahren Erfahrungen mit den ausländischen Gästen beruhen und sich anscheinend bewährt haben. Jedenfalls haben sie den persönlichen Transformationsprozess beflügelt und nicht behindert; wenn ich an das Feedback der Teilnehmer denke, die bis zum Ende durchgehalten haben. Dies waren jedoch nicht alle, denn jedes Mal brechen etwa 20 bis 25 Prozent der Leute den Kurs vorzeitig ab, eine wie ich finde extrem hohe drop out Quote.
Ich persönlich habe während der ganzen Zeit hauptsächlich mit der ungewohnten Sitzhaltung gekämpft: ich kann weder in der Lotus- oder Halblotusposition sitzen noch lange Zeit im Fersensitz. Beim letzten Retreat in Bodh Gaya habe ich immer im Schneidersitz auf mehreren Sitzkissen gesessen, das hat mir anfangs auch einige Schmerzen bereitet, aber ich habe gemerkt, dass ich nur so gut meditieren kann. Jetzt hatten wir auch sog. Taizé-Hocker bzw. Meditationshocker und damit konnte ich anfangs zumindest auch eine Viertelstunde ohne Probleme meditieren; am Schluss habe ich es geschafft eine komplette 45minütige Sitzung ohne Schmerzen in den Knien und Fersen durchzustehen, ein gutes Gefühl. Viel dazu beigetragen hat der morgendliche Yogakurs, der bei den Männern auch noch mit einem Tai Chi Kurs ergänzt wurde. Auf diese 90 Minuten habe ich mich jeden Tag am meisten gefreut, denn wir hatten einen wahnsinnig inspirierenden und talentierten Tai Chi Lehrer, der mich persönlich dazu gebracht hat, dass ich diesen Sport auch nach meiner Rückkehr nach Deutschland gerne weiterführen möchte. Ich habe gemerkt, dass diese Meditation in Bewegung am besten zu mir passt und ich gut in der Lage war den Flow bei der Ausübung der Formen zu spüren. So habe ich diese Übungen wirklich genossen und es bedauert, dass sie so schnell vorbei waren; ich hätte gerne mehr davon gehabt, aber vielleicht gibt es dazu während unserer Reise in Asien noch einmal eine Gelegenheit (ich habe herausgefunden, dass es in Chiang Mai gute Einführungkurse gibt….).
Sehr gut gefallen hat mir auch die sog. International Dharma Hermitage Anlage (so der offizielle Name), die es ermöglicht die Natur zu genießen und die walking meditation auf schönen Sandwegen oder auf saftig grünen Rasenflächen zu erlernen. Es gibt auch sehr viele Tiere, die sich hier wohlfühlen, exotische Vögel, Geckos und einige Riesenechsen, die in den Gewässern leben.
Das Publikum bei diesen Kursen ist sehr international: von den etwa 120 Teilnehmern kamen sehr viele aus Nordamerika, Osteuropa und Westeuropa, dazu noch einige Thais und Menschen aus anderen asiatischen Ländern.
Aus interreligiöser Perspektive war es sehr spannend zu beobachten, in welcher Weise sich der Buddhismus in Thailand hier präsentiert. Im Gegensatz zum Root Institut in Bodh Gaya, welches ja ganz stark vom tibetischen Buddhismus geprägt war, gab es im Retreatzentrum nicht eine Buddhafigur! Es gab Lotusblumen und andere Pflanzen, die wahrscheinlich typisch und wichtig sind im Buddhismus, aber keinen Schrein oder Tempel. Das eigentliche Kloster ist ja etwa 1 km entfernt und dieses konnten wir erst nach Abschluss des Kurses besichtigen. Ein oder zwei Mönche waren meist still anwesend während der Meditationen, ein Mönch hat auch das sog. Chanting geleitet, aber darüber wird Viola sicher noch etwas schreiben.
Abschließend möchte ich sagen, dass mir diese Zeit sehr gut getan hat und ich das Gefühl hatte, dass ich mich immer besser konzentrieren konnte. Es ist mir gelungen den Kopf mal wirklich frei zu bekommen von Gedanken an die Vergangenheit oder Überlegungen an die Zukunft und mich ganz einlassen konnte auf das Hier und Jetzt. Und das ist eine Erfahrung die einem niemand nehmen kann und die hoffentlich auch langfristig noch weiterwirken wird.

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